Gedanken zu „Auf unsere Kinder, sie bringen das Licht, vergesst sie nicht“ – Eine Aktion der EJBO im Advent 2023 zum Thema Inklusion und Kinderarmut
Ich sitze am Schreibtisch. Es schneit. In meinem Büro ist es gemütlich warm. Ein Tee dampft neben meinem Laptop. Ich gucke aus dem Fenster und sehe die Kirche. Ein schöner Anblick. Mir geht es gut!
Heute Nachmittag fahre ich mit der U-Bahn nach Hause, we
gen dem Schnee und weil ich heute Nachmittag die Säcke mit Plätzchen mit nach Hause nehme, die Jugendliche in 6 Gemeinden in Berlin und Brandenburg für die Kältehilfe gebacken haben. Es sind weit mehr als 1000 Plätzchen. Echt viele. Im Kältebus sollen sie in der kommenden Woche an Menschen auf der Straße verteilt werden.
Auf meinem Weg zur U-Bahn begegne ich vielen Menschen. Menschen auf der Straße. Die meisten laufen geschäftig von einem Landen zum nächsten. Auf der Wilmersdorfer Straße wird geshoppt. Eine junge Frau sitzt mit einer Kuscheldecke um die Beine unter einem kleinen Dach. Sie ist jung. Viel jünger als ich. Sie hat einen Nasenring- hatte ich auch mal. Ich laufe mit meinen Säcken voller Plätzchen für die Kältehilfe an ihr vorbei. Ich denke, dass ich ihr ja eine Tüte von den Plätzchen geben sollte. Aber ich bin aufgeregt. Wird sie die Plätzchen wollen? Was sage ich zu ihr? Ich überwinde mich und gehe zu ihr. „Willst du eine Tüte Plätzchen haben?“ frage ich. Sie antwortet „Ja“. Ich geb ihr die Plätzchen. Wir schauen uns kurz in die Augen. Ich gehe weiter.
Seitdem denke ich nach. Darüber das Plätzchen ein Symbol für zuhause und Wärme und „alles ist gut“ sind. Alle Jugendlichen die gebacken haben für unsere Aktion hatten sichtlich Spaß dabei. Auf Backen hatten alle Lust. Wir haben uns beim Backen online getroffen und die gute Stimmung kam formlich durch den Bildschirm gekrochen. Ich denke nach über die vielen Jugendlichen die in Berlin auf der Straße leben. Die keinen Zugang zu einem Backofen haben- keinen Zugang zu dem Gefühl von Süß, Warm, Geborgen, Gemütlich, Kreativ- was Plätzchen backen halt ausmacht.
Heute gebe ich die 1000 Plätzchen weiter. Sie landen bei vielen Menschen. Die Jugendlichen haben an die Tüten einen kleinen Gruß geschrieben.
von Maritt Merfort